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Kick-Off-Veranstaltung zum Projekt „Kommunikationsstress im Ruhrgebiet: Die Gesprächsstörung zwischen Politikern, Bürgern und Journalisten“

„In Zeiten, in denen unser Gesellschaftsmodell unter Druck steht, ist es wichtiger denn je, mehr über die Kommune als Basiscamp der Demokratie zu erfahren.“ Mit diesem Ziel, so eröffnete Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte bei der Kick-Off-Veranstaltung des Projekts „Kommunikationsstress im Ruhrgebiet“ am 28. Oktober 2016, gingen die Mitarbeiter der NRW School of Governance in die zweijährige Kooperation mit der Brost-Stiftung. Vor über 60 Gästen und in Anwesenheit von Prof. Bodo Hombach stellte das Projektteam um Dr. Kristina Weissenbach und Jan Dinter den Fahrplan für die Untersuchungen und Analysen zu Politik- und Medienverdrossenheit zwischen Rhein und Ruhr vor. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht unter anderem die Frage, wie hoch das Vertrauen in Medien und Demokratie im Ruhrgebiet ist und welche Antworten Politiker und Journalisten auf die ihnen entgegengebrachte Skepsis geben könnten. Diese Frage interessierte auch die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion und Duisburger Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas: „Ich würde gerne wissen, wie Politik damit umgehen kann, dass Journalisten immer weniger vertraut wird. Deshalb bin ich sehr gespannt auf die Ergebnisse dieses Projekts.“ Gemeinsam mit der WDR-Moderatorin Aslı Sevindim sowie dem Intendanten am Schauspiel Essen, Christian Tombeil, diskutierte sie im Anschluss an die Projektvorstellung erste Fragen und Thesen der Wissenschaftler. Die Frage, ob das Ruhrgebiet eine spezifische politische Kultur habe und Journalisten sowie Politiker den „Ruhri“ in besonderer Art und Weise ansprechen müssten, wollte das Podium allerdings nicht abschließend beantworten. Intendant Christian Tombeil unterstützte jedoch die These, dass das Revier aus seiner Geschichte und der Erfahrung mit Vielfalt einen Vorteil mitgenommen hätte: „Im Großen und Ganzen haben wir deshalb vieles einfacher.“ Auch Prof. Bodo Hombach betonte in seinem Impuls zu Beginn der Veranstaltung, dass das Ruhrgebiet bereits seit 150 Jahren ein technischer, ökonomischer und kultureller Unruheherd sei und somit seine Bevölkerung seit jeher eine erhöhte Neigung zur Selbsthilfe besitze. Die Gesprächsstörung zwischen Politikern, Journalisten und Bürgern sei aber keineswegs auf das Ruhrgebiet beschränkt, sondern ein internationales Problem, so Prof. Hombach. Ähnlich argumentierte auch das Projektteam und stellte die These auf, dass die neue Dynamik der Medienverdrossenheit vor allem ein Problem mit populistischer Rhetorik sei. So konnten sowohl die Duisburger Politikerin Bas als auch die Journlistin Sevindim feststellen, dass Anfeindungen zugenommen und der Ton von Kritik schärfer geworden seien. Eine Antwort der Redaktionen auf diese Entwicklung sei beispielsweise, die Recherche stärker in den Fokus zu rücken: „Wir machen unsere Arbeit inzwischen viel transparenter und beschreiben schon den Weg zu einer Meldung oder Geschichte intensiver“, sagt Sevindim. Dies sei sogar eine positive Wirkung der aktuellen Entwicklung, die zu höherer Qualität des Journalismus führe. Damit unterstützt sie auch die Ausgangsthese des Kooperationsprojekts: „Die repräsentative Demokratie steht und fällt mit der Qualität ihrer Öffentlichkeit.“