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Mehr Millionen zum Wohl der Menschen

Brost-Stiftung kündigt Aufstockung ihrer Projektförderung an. Star-Trompeter und Fotograf Till Brönner bereitet Ausstellung mit Ruhrgebietsbildern vor DER Satz des Abends fiel früh, und er stimmte die rund 200 Gäste im Erich-Brost-Pavillon erwartungsvoll auf eine Veranstaltung ein, die Kopf und Herz gleichermaßen berühren sollte. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, erklärte Prof. Dr. Wolfgang Heit, Vorsitzender des Vorstandes, im Begrüßungsvideo zum Stiftungstag der Brost-Stiftung. „Wir haben im vergangenen Jahr 40 Projekte mit knapp sechs Millionen Euro unterstützt. Und ich kann heute ankündigen, dass wir die Eigenprojektleistung deutlich erhöhen werden. Ohne die sogenannten Fremdprojekte, also die auf Antrag genehmigten, zu vernachlässigen.“ In Ausblick und Rückschau, begleitet von einer Podiumsdiskussion, wurde Heits Ankündigung mit Leben gefüllt. Und Stiftungsarbeit in ihrer ganzen Vielfalt deutlich: Überraschung, Unterhaltung und Lebenshilfe. Stichwort Überraschung: Till Brönner, Trompeter mit Weltruf, wird das Ruhrgebiet als Fotograf erkunden. Das Ergebnis seiner zweiten Passion soll am Ende in einer Ausstellung im Museum Küppersmühle vorgestellt werden. „Das Ruhrgebiet hat in seiner Geschichte unterschiedlichste Rollen gespielt. Es war Waffenschmiede, Motor des Aufschwungs, dann Sanierungsfall - mich interessiert, was das aus den Menschen macht“, erklärte Brönner am Dienstagabend in Essen (siehe Interview auf dieser Seite). Lucas Vogelsang wird neuer Stadtschreiber Stichwort Unterhaltung: Lucas Vogelsang soll das Brost-Projekt „Stadtschreiber Ruhr“ als Nachfolger von Gila Lustiger fortsetzen. Sein Plan: „Die Platte mit dem Text Zechensterben, Strukturwandel, Migrationsprobleme läuft doch als Dauertonträger sozusagen aus jeder Musikbox. Ich möchte mit meinen Geschichten auch ein bisschen zum Entertainment beitragen, damit die Leser nicht nach einer Stunde von der Beschreibung der ganzen Negativentwicklungen depressiv werden.“ (Das ganze Interview unter „Stadtschreiber“). Professor Bodo Hombach bedankte sich ausdrücklich bei Lustiger für ihren Einsatz als erste Protagonistin im auf fünf Jahre angelegten Projekt. „Sie hat eine Vielzahl von Perspektiven eröffnet, die bemerkenswert und aufschlussreich für die Region sind“, so der stellvertretende Vorsitzende des Brost-Vorstandes. Stichwort Lebenshilfe: Bei der Präsentation des Projektes „Kindermobil“ wurde die fein gekleidete Abendgesellschaft mittenrein in die Essener Problemviertel gezogen. Seit 2016 steuert das Wohnmobil vier Standorte im Essener Norden an, sehnlichst erwartet von jeweils mehr als 30 Kindern. Die erfahren rund um ihr Mobil mehr über gesunde Ernährung, kochen unter Anleitung – und dürfen das selbst zubereitete Obst und Gemüse auch genießen. „Einmal war ein Kind dabei, das hatte noch nie Erdbeeren gegessen“, erzählte Projektleiter Thomas Rüth. „Die Kleine war so fasziniert von Geruch und Geschmack, dass sie die ganzen Früchte mit dem anhängenden Grün in den Mund steckte.“ Spontanes Schmunzeln im Publikum macht schnell einer Bitternis Platz... „Stiftungen können unbeschwerter Dinge anstiften“ Nach Darstellung Rüths leben in Essen-Stoppenberg 58 Prozent der Menschen von Hartz IV, gleichzeitig haben die Familien hier doppelt so viele Kinder wie der Essener Durchschnittsbürger. Für den Einsatz in diesen sozialen Krisenregionen bedankte sich Brost-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Sacher ausdrücklich bei allen anwesenden Projektpartnern. Wie wichtig nicht nur hier der Einsatz von Stiftungen ist, stellte Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos), NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft heraus: „Stiftungen sind unbeschwerter als die öffentlichen Hände. Sie können Dinge anstoßen, im besten Wortsinn ‚anstiften‘, und die Gesellschaft in eine andere Richtung bewegen. Sie müssen wie ein Stachel im öffentlichen Leben sitzen.“